Samstag, 28. Januar 2012

Am Tresen


Am Tresen

Schon von weitem erkannte er ihre wallenden Locken im dichten Gedränge der Heimkehrer. Er liebte sie - vorbehaltlos! Und lehnten sich ihre blonden Haare noch so vehement gegen jeden Kamm auf, umso attraktiver und anmutiger erschien sie ihm. Ihre Gesichtszüge, wie feines Porzellan Doch, sie auf solche Äusserlichkeiten zu reduzieren, dies wurde ihr nicht gerecht; das hatte sie nicht verdient. Auch nicht, wenn er sie dann und wann als sein Püppchen neckte. Etwas Spass durfte er ihrer Ernsthaftigkeit wohl entgegenhalten. Dankbar schloss er sie in die Arme. Wie sehr sie ihm gefehlt hatte und mochten es wiederum nur die zweieinhalb Tage gewesen sein.

Das hektische sonntägliche Gedränge am Flughafen, dann der immer noch dichte Abendverkehr, als er sie jetzt nach Hause fuhr. Diana, in sich gekehrt, hatte auf seine Fragen ungewohnt einsilbig geantwortet und nur Weniges von ihrem Wochenende preisgegeben. Ihr Vater, offensichtlich machte sich sein vorgerücktes Alter unversehens bemerkbar. Vieles, was ihm noch bis vor kurzem mühelos von der Hand gegangen war, begann ihn über Gebühr zu belasten. Erst wenige Wochen waren vergangen, seit er ihre Eltern zum letzten Mal gesehen hatte. Doch damals war viel Hektik angesagt und von Altersbeschwerden noch kaum die Rede gewesen.

Alle Ampeln schienen ihnen die rote Welle zu zeigen. Erst jetzt, als sie wiederum zu warten hatten, nahm er wahr, dass sie nach langem Unterbruch statt der Linsen erstmals wieder ihre Brille trug. Hatte sie geweint oder war sie schlicht nur müde von der Reise? Denn ihre geröteten Wangen und Augen hatte er bemerkt, gleich als sie sich aus der Menschenmenge gelöst und auf ihn zugetreten war. Waren da auch Tränen gewesen?

Unerwartet rasch fand er eine Parklücke und dies zudem noch in unmittelbarer Nähe ihrer Wohnung. Überraschend, dass sie ihn noch bat kurz zu ihr hoch zu kommen. Meist wollte sie nach der Rückkehr von zu Hause jeweils nur noch schlafen, im Bewusstsein dessen, was die kommende Woche an Herausforderungen für sie bereithalten würde.

Geplagt, verunsichert, vielleicht sogar ängstlich. Kommendes Unheil ahnend? Ihren stumpfen Blick, als sie ihm schliesslich an ihrem schmalen Küchentisch gegenüber sass, er würde ihn nie vergessen und erst Jahre später deuten können. Bang, zögernd und dennoch unmissverständlich sprach sie von ihrer tiefen Frustration. Sie brauche Zeit und Abstand. Ruhe, ja, sie müsse sich über vieles klar werden, auch über ihre mittlerweile langjährige Beziehung. Starr ihr Blick, erschöpft, unbestimmt. Lange erst schwiegen sie. Als sie ihre Tränen nicht mehr zurückhalten konnte, stand sie unvermittelt vom Tisch auf.

Sprachlos erst hatte er ihr zugehört. Die verzweifelte Endgültigkeit ihrer Worte! Da gab es nichts zu diskutieren, gewiss nicht mehr. Zu sehr hatten ihn ihre wohlbedacht vorgebrachten Argumente überrollt und verletzt. Seine hilflosen Erwiderungen hatten sie nicht erreichen können. Er griff nach seinen Schlüsseln, gab ihr einen zaghaften Kuss auf die Stirn. Sie war zweifellos nichts als übermüdet. Endlich wieder einmal zu Hause, da hatte sie mit anzupacken gehabt und sich nicht raushalten können. Mehr als einmal hatte er dies ja schliesslich schon miterlebt.

Seine tröstenden Worte, wozu? Sie gingen ins Leere. Sie hatte sich auf ihrem Bett zur Wand gedreht, weinte nun haltlos. Bereits bei Ihrer Wohnungstür angelangt, hatte er sich nochmals nach ihr umgewandt und sie an ihr Mittagessen erinnert; sie trafen sich montags jeweils in der Nähe ihrer beider Arbeitsplätze. Eine eingespielte Gewohnheit, wozu hatte er sie ausgerechnet jetzt noch daran erinnern müssen? Sicher war er sich später keineswegs, ob sie ihn da überhaupt noch wahrgenommen hatte.

Erst auf der Rückfahrt zu seiner Wohnung wurde ihm die Ausweglosigkeit ihrer so jäh gescheiterten Beziehung vollends bewusst. Obwohl Da gab es nichts, was sie beide so gänzlich unerwartet hätte entzweien sollen. Ihre Frustration seinetwegen, wie sie ihm hatte weis machen wollen und dies ausgerechnet jetzt? All das Gemeinsame, was sie verband, sollte nun plötzlich wertlos sein? Sinnlos seine Fürsorge für sie! Wie hatte er um sie gezittert, als der medizinische Eingriff unumgänglich geworden war. Gefühle, Zuneigung, Liebe, mit Füssen getreten. Bedeutungslos! Warum, weshalb?

Ja, ausgerechnet jetzt! Er hätte sich längst entscheiden sollen. Zu lange hatte er gezögert. Nur drei Mal im Jahr war eine Kündigung seiner Wohnung möglich. Noch blieben ihm zwei Tage um dies endlich zu tun. War er nur nachlässig gewesen? Mit Terminen tat er sich Grundsätzlich schwer. Diana hatte ihn oft deswegen auf die Schippe genommen. Doch war es blosse Schlamperei; oder hatte er allenfalls unbewusst gezögert. Morgen musste er Gewissheit haben. Immer wieder hatte sie gedrängt, er möge doch bei ihr einziehen. Doch, ob dies nach heute Abend, ob dies auch morgen noch galt?

Als hätte sie geahnt, dass er Rat und Trost brauchte, stand seine Wohnungsnachbarin im Treppenhaus.  Eben vom oberen Stockwerk heruntergekommen, schien sie ihn erwartet zu haben. Sie war, wie sie sagte, noch kurz bei ihrer Freundin gewesen. Ja, sie kannten sich doch alle hier, waren Freunde, manche sogar etwas mehr als blosse Freunde, in diesem grossen, offenen Haus.

Nicht gänzlich unerwartet für Chantal, dass es zum Bruch mit Diana gekommen war, hatte kommen müssen. Sie erinnerte ihn sachte an seine eigenen Zweifel während der vergangenen Wochen. Diana und er, sie hatten regen Briefverkehr gepflegt. Damals, bei der Rückkehr jedoch von seinem halbjährigen Studienaufenthalt hatte er erstaunt feststellen müssen, dass Diana entgegen ihrer beider Pläne die Ferienvertretung für eine Kollegin übernommen hatte. Sie hatten doch längst ihre Ferienreise vereinbart. Gemütlich, ohne Ziel, einfach drauflos fahren und sehen wollten sie, wohin es sie verschlagen würde. So hatten sie sich dies jedenfalls vorgestellt und noch vor wenigen Wochen hatte sie in einem ihrer Briefe Vorschläge gemacht, wen sie alles würden besuchen können. Vielleicht noch für einige Tage bei ihren Eltern vorbei zu schauen; auch dies hatten sie erwogen.

Ihre Briefe hatten sich meist sogar gekreuzt, und doch waren die ihren mit den Wochen seltener und nichtssagender geworden. Nicht nur ihre, wohl auch seine. Schliesslich hatte er sich eingestehen müssen, dass er weit weniger mit ihr als mit Chantal korrespondierte. Etwas lief unmerklich schief in ihrer Beziehung.

Wie oft hatte Diana in der Zeit vor seinem Auslandaufenthalt ungefragt noch Freundinnen mit eingeladen und aus einem gemütlichen Abendessen zu zweit war wieder einmal mehr nichts geworden. Ihre Unruhe, ihre Hektik zuweilen - manchmal verstand er die Welt nicht mehr. Dann auch ihre fixe Idee nun endlich über ein eigenes Auto verfügen zu wollen. Wie oft und wie bereitwillig hatte er sie doch immer gefahren oder hatte ihr sein Auto tagelang zur Verfügung gestellt. Und, da gab es noch einiges mehr, was ihm an ihrem Verhalten rätselhaft erschienen war.

Bisher war ihm nicht bewusst gewesen, wie gut Chantal über ihre Beziehung Bescheid zu wissen schien. Doch war sie meist auch gleich zur Stelle, wenn seine kleine Welt wieder einmal aus den Fugen zu brechen drohte. Ja, er hatte sich selbst bloss nie eingestehen wollen, wie eigenartig Diana sich ihm gegenüber mitunter gegeben hatte.

Ihr Mittagessen hatte es zwar noch gegeben. Dann jedoch gab es für die Kündigung seiner Wohnung keinen Anlass mehr.

Es tat unendlich weh!

Doch vieles wurde ihm mit zunehmendem Abstand klarer, vieles, worüber er sich meist nur insgeheim geärgert hatte.

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Wirklich erst im letzten Augenblick hatte er sie bemerkt. Dianas ulkige, immer und zu jeglichen Spässen aufgelegte Freundin. Er hätte sie, als sie ihm in der Bahnhofsunterführung entgegenkam, beinahe überrannt. Zwar hatte er einen Termin, würde jedoch ohne Probleme um Weniges zu spät erscheinen können. Denn sie bestand darauf, mit ihm auf eine Tasse Café ins Restaurant um die Ecke zu gehen. Jetzt gleich und auf der Stelle. Ihre Bestimmtheit überraschte. Sie war nicht wieder zu erkennen, als sie jetzt neben ihm am Tresen stand. Ihr Vorwürfe und Vorhaltungen. Schlag auf Schlag. Sogar von Chantal hatte sie bereits gewusst. Ihre Tasse noch immer halb voll, sie hatte bloss daran genippt. Sie hatte ihn kaum ausreden lassen. Wütend hatte sie schliesslich einige Münzen hingeknallt und war verschwunden, bevor er sich noch eingehender hätte erklären können. Missverständnisse? Und, was hätte er ihr darauf erwidern sollen? Was sie ihm vorgehalten hatte, schien ihm im ersten Augenblick reichlich an den Haaren herbeigezogen. Nein, einer Schuld war er sich nicht bewusst. Diana hatte schliesslich Schluss gemacht. Ihm jetzt noch unbegreiflich warum! Sie war es gewesen, nicht er!

Das verrückte Huhn, als das sie ihm früher erschienen war, originell, ein Spassvogel, eine Frau, der man selten je ein ernsthaftes Wort abringen konnte, jetzt allerdings hätte sie eine Göttin der Rache abgegeben! Als auf sich selbst bezogenen Macho, als keines Mitgefühls fähig, als Diana unwürdig hatte sie ihn bezeichnet. Er war sich nach ihrer Standpauke kaum mehr als sehr männlich vorgekommen. Nachdenklich bahnte er sich seinen Weg durch die gesichtslose Menschenmenge. Hatten ihm vielleicht seine eigene Verunsicherung, seine Angst vor Verlust, sogar Eifersucht eine Falle bereitet, in welche er offenen Auges gelaufen war? Dianas Frustration? Hatte er sie zu sehr vereinnahmt, sie mit seiner Fürsorge sogar bedrängt, ihr zu wenig Freiraum, zu wenig Luft zum Atmen gelassen? Wusste sie überhaupt, was sie wollte? Hatte nicht sie sogar auf eine gemeinsame Wohnung gedrängt? Vage Ahnung erst und schliesslich Besorgnis, nagende Ungewissheit letztlich, welche ihn wegen dieser unerwarteten Vorwürfe nun bedrängten!

Ihre Frustration, welche da zwischen ihnen stehen sollte? Hatte er Diana denn nie nach den Gründen gefragt? Damals nicht und auch später nicht? Warum auch hatte er sich nie mehr nach ihr erkundigt? Sie wollte es so, musste ihre Gründe gehabt haben. Selbstbewusst und überzeugt, wie er sie kannte! Ihr Entschluss, einmal getroffen, war und blieb unabänderlich. Wie er sie zu kennen glaubte?

Er hatte es tun müssen, lieber heute als morgen! Ein Wisch mit einem unverbindlichen Gruss. Nachdem er die wenigen Erinnerungen und Geschenke der letzten Jahre in einer Tasche vor ihrer Wohnungstüre abgestellt hatte, war für ihn die Beziehung endgültig Vergangenheit gewesen. Endgültig! War sie das? Abgeschlossen, aber auch erledigt? War sie es für ihn, erledigt, und wie stand es in Wirklichkeit um sie? Danach hatte er sie nie gefragt. Nie, wozu auch? Zu eindeutig für ihn; ihre Beziehung hatte keine Chance mehr, war zweifellos von Anfang weg ohne Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft gewesen. Viel zu spät hatte er es erkannt. Nur, wie hätte er dies in seiner damaligen Verliebtheit auch nur ahnen können.

Erledigt? War er sich da so sicher, auch jetzt noch? Warum denn musste er sich all die Ungereimtheiten in Dianas Verhalten wieder und wieder vor Augen führen? Musste er sich damit nicht eher selbst bestätigen, dass sie beide keine Zukunft mehr gehabt hätten? Waren seine ungeduldigen Vorbehalte gegenüber Diana nicht Spiegelbilder seiner eigenen Unsicherheit. Gelegentlich konnte er sich jetzt des flüchtigen Gedankens nicht erwehren über seinen eigenen Stolz, seine Verletzung gestolpert zu sein, unfähig sie zu verstehen.

Waren es schliesslich nicht meist schon banalste Erinnerungen, die nun keinen Sinn mehr machten, die ihn aber immer zurückwarfen? Noch und noch und immer wieder waren es bereits unbedeutende Kleinigkeiten, welche ihn unweigerlich dazu brachten sich an alles Gewesene, an sie zu erinnern.

Seine unsinnigen Bedenken! Ganz so unsinnig wohl auch wieder nicht, denn er liebte sie, noch immer. In diesem Punkt, da gab es für ihn keine Zweifel. Selten aber erlaubte er sich solcher Erkenntnis auch ernsthaft nachzuhängen.

Wochen, Monate, mehr als ein Jahr waren seit dem unglücklichen Zusammentreffen mit Dianas Freundin vergangen. Als er damals in die Wohnung zurückgekommen war, standen Chantals Koffer zur Abreise bereit. Ihm war erst da wieder eingefallen, dass sie zu einer Weiterbildung wegfahren musste. Eine Woche! Und er würde, auf sich allein gestellt, all seiner unsinnigen Bangigkeit nicht ausweichen können. Wenigstens würde Chantal ihn nicht nach Gründen für seine unfassbare Zerstreutheit befragen.

Nach dieser einen Woche ohne Chantal ging es ihm vergleichsweise gut. Er hatte seine depressive Nachdenklichkeit weit hinter sich gelassen, freute sich auf Chantals Heimkehr. Wie er sich immer auf sie freute. Er liebte sie, vorbehaltlos. Hatte dies vielleicht schon getan, als Diana für ihn noch sein Ein und Alles war. Er hatte seine neue Wohnungsnachbarin sofort gemocht, als sie kurz nach seinem Einzug mit einer Flasche Sekt in seiner Türe gestanden hatte. Ein unverbindlicher Willkommensgruss. Sie hatten die Flasche sogleich geöffnet. Wäre seine Liebe zu Diana wirklich tragfähig gewesen? Aber was, wenn er ihr immer noch verfallen war? Und Chantal? Hatte Liebe ausschliesslich zu sein oder konnte man seine Liebe teilen? War Liebe zwingend monogam, oder hatte auch eine zweite Beziehung noch ihre Berechtigung? Würde er sich je ganz von Diana lösen können, so wichtig und unersetzlich Chantal ihm auch geworden war?

Als sein bester Freund, ausgerechnet er, ihm Dianas die wenigen Überbleibsel und Erinnerungen gebracht hatte, war sie für ihn endgültig Vergangenheit gewesen. Wie ihm damals schien. Galt das auch heute noch?

Abgeschlossen, aber auch erledigt? Warum erlaubte er sich jetzt noch an der Endgültigkeit zu zweifeln?

Chantal war in sein Leben getreten. Die einstige Wohnungsnachbarin, jetzt lebte sie mit ihm zusammen. Die uneingeschränkte Liebe, welche sie ihm entgegenbrachte, liessen ihm keinen Raum mehr weiter seinem sinnlosen Zweifeln nachzuhängen. Sie stand mit beiden Beinen im Leben, hatte klare Vorstellungen ihrer beider Zukunft und war im Begriff diese auch durchzusetzen. Auch er war sich seiner Liebe für sie sicher.

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Er wusste es, spürte es nun mit Bestimmtheit; sie war unter diesen vielen Wartenden an der Tramhaltestelle. Nur, er konnte Diana erst nicht erspähen. Doch dann trat sie auf ihn zu. Unvermittelt. Bang, als bitte sie um Verzeihung, als flehe sie um Verständnis. Jetzt wieder ihr fragender, ängstlicher Blick. Er ging ihm durch Mark und Bein. Sein hilfloses Entsetzen - wie damals! Er war aufgeschreckt, mitten aus tiefstem Schlaf,  war dann aber bald wieder in seinen bleiernen Schlaf abgetaucht. Es war ihre Hand, welche sich ihm da zwischen den Bettlacken entgegenstreckte. Konnte man an einem verlorenen Traum denn wieder anknüpfen, auch wenn man zwischenzeitlich wach geworden war? War es überhaupt möglich im Traum über Träume nachzusinnen? Wie nur konnte er die eine Liebe endlich vergessen, welche längst Vergangenheit war? Das Meeting damals, mit Freunden. Er wusste mit Bestimmtheit, dass Diana ebenfalls kommen würde. Schliesslich sagte ihm jemand, viele Eisenbahnzüge seien wegen übermässigen Schneefalls ausgefallen, sie würde es wohl nicht mehr schaffen. .

Bloss Träume! An manche konnte er sich nach Jahren noch in allen Einzelheiten erinnern, als wären sie gelebte Realität gewesen. Andere hatte er vergessen, kaum war er aus ihnen erwacht.

Sein Traum heute Nacht, er ging ihm unter die Haut. Er hielt ihn umklammert, als wäre Geträumtes Erlebtes;. Er konnte sich ihm den ganzen Tag nicht entziehen. Immer wieder waren die Schemen der Nacht da, begleiteten ihn überall hin, ihr unerklärlicher Blick, ihre suchende Hand im Traum, seine geträumte Enttäuschung über ihr Ausbleiben. Ihr wortloses Bitten, vielleicht ihre hilflose Hoffnung auf eine Aussprache, die es nie mehr geben sollte.

Mit Mühe bloss konnte er sich auf all das konzentrieren, was vor ihrer morgendlichen Ziviltrauung noch zu erledigen war. Panisch seine Angst, Entscheidendes oder auch nur die oder jene für Chantal so ungemein wichtig scheinende Kleinigkeit zu vergessen.

Morgen also und nur im kleinsten Kreis ihrer unmittelbaren Angehörigen und engsten Freunde! Die eigentliche Hochzeitsfeier, diese war für den Sommer vorgesehen. Sie wollten dann mit all ihren gemeinsamen Bekannten im Seerestaurant ausgiebig feiern. Davon hatte Chantal schon immer geträumt. Und dennoch war da ein Zögern gewesen. Grundlos! Den Gedanken an eine Heirat hatte sie immer wieder von sich geschoben, so sehr er auch in sie gedrängt hatte. Erst das heranwachsende neue Leben, hatte sie vom Sinn einer Eheschliessung wirklich überzeugen können. Ihre Alexandra jedenfalls würde an ihrer Hochzeit mit dabei sein, würde sich aber später niemals des glücklichsten Tages ihrer Eltern erinnern können. Doch da würde es ja Fotos und Filme geben.

Blosse drei Zeilen, höflich, nichtssagend, unverbindlich. Vergeblich hatte er zwischen ihnen zu lesen versucht. Dianas Glückwunschkarte war termingerecht eingetroffen, keinen Tag zu früh!

Und? Ach ja, übrigens! Alexandra würde seinen Namen tragen und zweifellos die wilde schwarze Haarpracht ihrer Mutter.



*pcf 2011

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